„Vic, was machst du Samstagabend?“
Das diese Frage, viele Antworten bringen würde, war mir zu
diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Ein spontanes Treffen, nach einem lästigen Arbeitstag, stand auf meinem Abendprogramm.
Ich war mir ziemlich unsicher ob ich diese spontane Idee gut
heißen soll.
Wir würden uns das erste Mal „real“ gegenüber stehen und schon
begann mein Kopf-Chaos …
-
Was wenn wir uns optisch nicht ansprechen?
-
Was wenn wir eine andere Vorstellung voneinander
hatten?
-
Was wenn wir uns nicht riechen können?
-
Was wenn wir uns unwohl fühlen?
-
Was wenn wir es bereuen?
-
Was wenn wir es als Zeitverschwendung sehen?
Natürlich ließ ich ihm meine Bedenken wissen aber ich hätte auch
wissen müssen dass ihn Bedenken keineswegs interessieren!
„Ich fragte nicht was du darüber denkst. Ich will wissen was
dein Gefühl dazu sagt!“
„Mein Gefühl sagt JAAA!“
Die Zeit um ihn meine Einwände zu präsentieren, hätte ich
mir sparen können. Er stellt aber auch völlig unverblümte, konkrete Fragen und
ich rede um den heißen Brei (machen das normal nicht nur Männer?!) Ich muss das
wohl noch lernen, Fragen so zu beantworten, wie sie mir gestellt werden. Man
könnte auch sagen, mein Denkprozess sollte sich auf das Wesentliche
konzentrieren!
Ich bin schon immer sehr bedacht und prüfe alles auf deren
Vor- und Nachteile, Konsequenzen, gehe alle WAS WÄRE WENN Situationen durch etc.
pp. Sorry i`m not f*cking perfect!
Miss Super-Kühl ähhh Cool war etwas nervös und auch ein bisschen
aufgeregt (ich verCOOLe das natürlich … es tobte gewaltig in mir).
Überraschenderweise war ich mit meiner Klamottenwahl
ratzfatz fertig. Keine 3 Minuten!!! Soll mir bitte öfter passieren, denn das
ist richtige Zeitverschwendung. Man greift zum ersten Teil … probiert 7 weitere
Teile und greift dann doch zur ersten Wahl. Auch eine Perversion, nicht wahr? J
Jedenfalls suche ich ihn in seinem Hotelzimmer auf, er
öffnet die Tür … das Handtuch war blau!
Hell Yeah super Timing, er kam gerade aus der Dusche. Er
hieß mich Willkommen und umarmte mich (nass). Kurz hätte ich kreischen können „Freundchen, ich trage Gerry Weber
Klamotten um 300 Euro und die werden gerade feucht, sehr feucht!“ Hab es
natürlich nicht gesagt!
Er tänzelt da so gut wie nackt vor mir rum und sucht seine
Klamotten, das Handtuch war noch immer blau. Mein Blick stoppte immer wieder an
seinen Po, ich glaub das Handtuch war nicht groß genug um es umzubinden aber es
war blau, ein schönes blau J
Hattet ihr schon eine „erste“ Begegnung mit einem Mann der
euch nackt gegenüber stand?
Nee? Ich bis dato auch nicht aber es war sehr spannend.
Flutscht ihm das Handtuch aus der Hand oder hat er jede Situation fest im Griff
*räusper*
Nachdem er sich (viel zu schnell) angezogen hatte und meine
Klamotten nicht mehr feucht waren, zogen wir los. Ein echter Gentleman dieser
Mann mit blauen Handtuch.
Er öffnete mir die Türen, bot seine Hand zum Einhängen
an, rückte mir den Stuhl zurecht, hatte exzellentes Benehmen, war so richtig
maskulin und schön war er auch … das es so was heute noch gibt, echt irre!
Unser Ziel war ein Restaurant in schwindender Höhe … 170
Meter über dem Erdboden.
Ein Albtraum für meine Höhenangst aber da muss ich durch, war auch meine Idee. Das ich an diesem Abend nicht Herrin meiner
Sinne war, wurde mir spätestens im Aufzug bewusst. Der Appetit verging mir als sich
dieser Turm langsam zu drehen begann. Der Ausblick auf die Stadt war
sensationell und der Wein machte die Höhe auch erträglich. Wir waren zwar nicht
auf der Flucht aber nach einem Getränk war es für uns völlig in Ordnung wieder am festen Boden der Tatsachen zu
landen. Während wir auf diesen Aufzug warteten der 170 Meter unter uns war,
vertrieb er sich die Zeit damit, um mich zu küssen. Was will man sonst mit
einer Frau die Höhenangst hat, auf 170 Metern machen … sie ansehen und ihr
zureden das alles gut wird? J
Ich genoss diesen Moment in vollen Zügen und es wirkte fast schon ein bisschen
romantisch. Mir gefiel es das er direkt handelt und nicht wartete oder
erstmal darüber reden musste.
Wir beschlossen die Nacht miteinander zu verbringen.
Ich
sehe gerade die großen Augen und das verschmilzt Lächeln meiner LeserInnen …
holt euch mal was zu trinken und eine Zigarette ich warte auf euch ;)
Ihr seid wieder hier? Dann fahre ich fort J
Details werde ich euch allerdings vorenthalten aber
weiterlesen zahlt sich aus, versprochen!
Wir tauschten uns ja schon über einen längeren Zeitraum virtuell aus und deshalb
war auch eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden. Ich bin gewiss kein Flittchen
das sich durch die Weltgeschichte fickt. Dies entspricht auch nicht meinem
Naturell und ich könne es niemals mit mir selbst vereinbaren.
Nach langer Zeit hatte ich wieder das Gefühl nichts verkehrt
zu machen, mich ihm hinzugeben ohne mir großen Gedanken darüber zu machen. Als
er mir die Klamotten von meinem Körper entfernte, machte ich mir fast keinen
Kopf darüber, ob ich meinen Bauch einziehen soll oder nicht. Das ich von Size
Zero weit entfernt bin, sieht man mir auch an wenn ich bekleidet bin, so what!
Gedankenlos Sex zu haben ist wahnsinnig befreiend. Ich übernahm den passiven
Part und ließ ihn einfach machen. Zumindest hatte ich den Eindruck dass ich nur
wenig miteinbrachte. Mag mich auch täuschen, denn ohne Anregung, gibt`s keine
Erregung J
Das ich nicht den dominanten Part einnehmen „musste“ war
auch für mich eine neue Erfahrung und mir war nie wirklich bewusst wie schön es
sein kann sich führen zu lassen (oder es liegt schon viel zu lange zurück). Ich
spreche jetzt nicht von SM Spielen sondern von zwischenmenschlichen oder in
diesem Fall schönen, prickelnden Sex.
Irgendwann wollten wir auch kurz mal schlafen und während
Mister Beautiful Gentleman neben mir träumte, ließ ich die letzten Stunden
Revue passieren. Ich bekam Antworten auf Fragen, nach denen ich in dieser Nacht
bestimmt nicht gesucht hatte.
Von mir selbst dachte ich schon länger das ich ziemlich
unterkühlt bin und Nähe nicht ausstehen kann bzw. nicht zulassen kann. Dem ist
ganz und gar nicht so! Es liegt an meinem Gegenüber, nicht an mir! Wenn man
Glück hat oder geschickt genug ist und genau diesen einen Teil der Mauer
findet, an dem die Fassade leicht bröckelt … hat man bereits gewonnen (MICH
gewonnen).
Seine Nähe war angenehm, seine Beine an meinen zu spüren,
sein Atem auf meiner Haut, sich aneinander zu schmiegen und dahinzuträumen.
Jemanden an Seite zu haben der GIBT und rein gar nichts dafür verlangt.
Als wir aufwachten sah er mir an das in meinen Köpfchen
etwas vorging und fragte ob ich ihn teilhaben lasse. Ich berichtete ihm meine
Gedanken zwecks Kühlheit und Nähe die ich meide und mich selbst nicht verstehe,
warum das genau jetzt passiert ist.
„Vic, weil WIR es können. Deshalb war es
machbar“
Wie Recht er hat! Wenn beide sich einig sind, ist ALLES möglich!
Und wenn einer von beiden sofort handelt, erspart man sich viel Zeit und kommt
wesentlich früher in den Genuss, wo andere noch mit reden/denken beschäftigt sind!
Wir sind jetzt kein Paar und auch nicht ineinander verliebt,
das war im Vorhinein klar.
Ich bin stolz darauf das sich unsere Wege kreuzten und bin
mir sehr sicher dass es kein Zufall war.
Er nahm eine Fahrt von 10 Stunden auf sich, nur um MIR einen
schönen Abend zu gestalten und fuhr danach auch wieder 10 Stunden retour. Wie
der Abend verlaufen würde war unklar und dennoch nahm er diese Strapazen auf
sich … verdammt hohes Risiko aber er ist auch ein „Verrückter“ Kerl J
"Vielen Dank Mister Gentleman für diese überwältigende
Erfahrung und lehrreiche Zeit mit dir!
Wir sehen uns wieder … irgendwann; ob mit oder ohne blauen
Handtuch J
(Kannst du mir das blaue Handtuch schicken inkl. blauen Schal?)
Kuss V."
Euch danke ich wie immer für eure Aufmerksamkeit,
alles Liebe Eure „immer noch WARME“
Vicky
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