Heute möchte ich euch über ein Mädchen erzählen, deren erste
große Liebe einem höllischen Fiasko ähnelt. Ich zieh meinen Hut vor ihr aber ihr müsst
selbst lesen …
„Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, sah ich nicht viel Positives.
Ich war übergewichtig, trug immer schwarze Klamotten, Ausstrahlung gleich null
und ich hatte kein Selbstbewusstsein. Ich hasste mich und meinen Körper, ich
hasste meine blasse Haut und ich hasste es auch schüchtern zu sein. Meinen Freundeskreis
störte das scheinbar nicht, denn Freunde hatte ich. Wahrscheinlich wussten die
das man sich auf mich verlassen kann, denn NEIN zusagen fiel mir sehr schwer,
womöglich noch schwerer als ich selbst war. Spaßbremse war ich aber keine und unsere
Partys waren immer ein Erlebnis. Es gab auch Jungs die sich mit mir abgaben,
ausgerechnet mit MIR! Warum sie mich mochten konnte ich gar nicht verstehen. Es
war mir auch unangenehm mich mit jemanden blicken zu lassen, blöde Kommentare
gab es immer.
Auf einem Konzert lernte ich Karl kennen, ich schüttete ihm mein
Bier in den Rücken. Er schrie mich an und ich hätte sofort losheulen können.
Scheiß Gedränge, ich konnte ja gar nichts dafür! Nachdem er sich beruhigte und
ich mich hundert Mal entschuldigte, kamen wir ins Gespräch. Karl war 36 Jahre,
ich gerade mal 19. Optisch sagte er mir
sehr zu. Ein männliches Gesicht und schulterlange Haare. Der restliche
Konzertabend verlief ganz gut und wir tauschten unsere Nummern aus. Karl wohnte
rund 3 Autostunden von mir entfernt. Wir telefonierten jeden Tag und schickten
uns Duzende Nachrichten.
Drei Wochen nach dem Konzert besuchte er mich und wir waren
offiziell ein Paar. Der erste Sex mit ihm war total romantisch und er sehr
einfühlsam. Als Mann hatte er auch mehr Erfahrung als die Jungs in meinem Alter.
Ich war über beide Ohren verliebt, so richtig verliebt! Wir gingen in meine
Stammdisko und trafen Freunde von mir. Man begrüßte sich mit einem Küsschen,
dass das zu einem Problem werden würde war mir nicht klar. Er verhielt sich
meinen Freunden gegenüber sehr distanziert und ich merkte dass er sich unwohl
fühlte. Am Heimweg fragte er warum ich die alle abknutschte und das er das
nicht mehr sehen möchte. Meine Definition von knutschen war eine andere. Ich
versuchte ihm zu erklären das wir uns zur Begrüßung immer ein Bussi gaben, egal
ob weiblich oder männlich. Davon wollte er nichts wissen und es gab mein erstes
Verbot! Um ihn nicht weiter zu verärgern, versprach ich ihm es zu unterlassen.
Das Wochenende mit ihm war anstrengend und ich musste mich permanent erklären.
Er wollte alle sexuellen Erfahrungen die ich machte wissen und ob noch Kontakt
zu irgendjemand besteht. Wenn dies der Fall war, hatte ich den Kontakt sofort
abzubrechen. Irgendwie war ich froh als er wieder nach Hause fuhr auch wenn ich
ihn vermissen würde.
Die Kritikpunkte blieben aber nicht aus. „Deine dunklen
Klamotten machen dich depressiv und aggressiv“. Was? Ich war nicht aggressiv
und meine leicht depressiven Phasen führe ich nicht auf die Klamottenwahl
zurück. Also gut, ich versprach ihm mich „heller“ zu kleiden. Es ging mir gegen
den Strich aber ich wollte Ärger vermeiden und ihm gefallen. Meine dunkelbraunen
Haare gefielen ihm auch nicht und ich färbte sie blond. An meiner Figur
meckerte er nicht all zu viel, es sollte nur nicht mehr werden.
Das Wochenende nahte und ich fuhr erblondet mit dem Zug zu
ihm. Im Zug zog ich mich noch um und erscheinte in blauen Jeans und einem
grünen Shirt. Er schloss mich lächelnd in die Arme und sprach von einer
Überraschung. Wir fuhren in ein Einkaufscenter! „Der Ansatz ist gut mein Schatz
aber jetzt kaufen wir dir richtig schöne Sachen“. Wir landeten in einer
Boutique und Karl suchte Typgerechte Kleidung für mich. Nachdem ich über eine Stunde probierte was er
wollte, entschied er sich für ein Kleid mit Karomuster, einen mintfarbigen
Rock, eine orange Bluse mit Blümchen, ein hellblaues Shirt und eine neutrale
blaue Hose. Kann es noch schlimmer kommen?! Ich war ihm hörig und hätte mich
für ihn auch in ein Clownskostüm gesteckt. Die neue Garderobe war für mich
bereits Clown genug. Meine Freude konnte ich nicht sofort zeigen, wieder ein
fataler Fehler! Nun hörte ich noch das ich undankbar sei und ihn nicht genug
liebe obwohl er mir all die schönen Dinge kaufte. Es folgten wieder hunderte
Entschuldigungen um ihn zu beruhigen. Kaum in seiner Wohnung angekommen, zog er mich aus und sprach
irgendwas von „Wiedergutmachung“. Also gut dann ficken … er warf mich aufs Bett
und ich durfte meinen ersten Analsex erleben. Lustig fand ich das Ganze nicht
aber ich ließ es über mich ergehen. Vielleicht braucht er das jetzt um
runterzukommen. Von seiner Zärtlichkeit
konnte ich nichts mehr wahrnehmen und das sollte sich auch nicht ändern.
Ich freute mich nach jedem Besuch das ich wieder heim kann bzw.
er wieder fährt. Jedes Mal diese Prozedur …
wir sahen uns, redeten kurz und schon gab es Analsex. Meist 2-3 täglich,
es gab auch Nachholbedarf weil wir uns ein oder zwei Wochen nicht sahen. Von „normalen“
Sex träumte ich nur mehr und einfach nur schmusen konnte ich sowieso vergessen.
Es gab keine einzige Berührung, nur seinen Schwanz und meinen Arsch. Unter
dieser Situation habe ich wirklich gelitten, ich wollte doch auch mal in den
Arm genommen werden und küssen aber das war nur mein Wunsch.
Seine Kontrollanrufe nahmen zu. Wo bist du? Was machst du?
Mit wem bist du unterwegs? Waren deine männlichen Freunde dabei? Willst du
lieber mit einem anderen zusammen sein?
Wenn ich mit Freunden unterwegs war, musste ich schon vorher
wissen wann ich wieder heimkomme und es war meine Pflicht sich an diese Zeiten
zu halten und mich bei ihm zu melden. Inklusive detaillierter Aufzählung was
und mit wem ich sprach und worüber und überhaupt. Seine Eifersucht war
krankhaft aber ich war so dumm und liebte ihn noch immer.
Eines Tages gab es eine Firmenfeier und ich meldete mich,
brav wie ich war, bis 23 Uhr ab. Am Parkplatz unterhielte ich mich aber noch
mit zwei Kollegen und es wurde Mitternacht. Das nun wieder Ärger in der Luft
lag, war mir klar und deshalb schickte ich nur eine SMS mit einer
Entschuldigung. Karl rief sofort an und brüllte hysterisch. Er machte mich
regelrecht zur Sau! Ob ich mir vorstellen kann wie er sich fühlt wenn er auf
mich wartet und ich mich nicht an Absprachen halten könnte. Ich wäre sowieso
DAS LETZTE und niemand außer ihm würde sich mit so einem depressiven Grufti wie
mir einlassen. Es fielen beschissene
Worte, die ich gar nicht wiederholen möchte und dann machte es „Klick“ in
meinen Kopf. Ich legte auf und ignorierte 2 Tage seine Nachrichten und Anrufe.
Nein das wollte ich nicht mehr und es war an der Zeit diesen Scheiß zu beenden.
Ich mach mich doch nicht weiter zum Vollidiot!
Meine letzte SMS an ihn „Lieber Karl! Ich danke dir für
diese lehrreiche Zeit aber ich glaube du brauchst Hilfe, Hilfe die ich dir
nicht geben kann. Hiermit bedanke ich mich auch für deine Geschenke und deine „Liebe“
aber in meinem Leben hast du keinen Platz mehr. Du brauchst dich auch nicht
mehr zu melden, ich werde nicht mehr antworten und wenn es sein muss lege ich
mir eine neue Telefonnummer zu. Alles Gute für dich!“
Zwei Wochen quälte er mich mit Nachrichten aber ich war das
erste Mal konsequent und schrieb nicht zurück. Mir wurde klar, diese Art der
Liebe kann nicht bestehen und ich änderte mich. Diesmal tat ich es für MICH! Ich änderte
meine Denkweise und arbeitete an meinem Selbstwertgefühl. Ihr könnt euch nicht
vorstellen wie stolz ich auf mich war. Den schwarzen Klamotten blieb ich treu J
Kein Mann würde es mehr schaffen mich derart abhängig zu
machen oder mir die Hölle auf Erden zu bereiten, die kannte ich bereits.
Es klingt vielleicht seltsam aber ich möchte die Zeit mit
Karl nicht missen. Dank ihm wurde ich zu dem was ich heute bin. Eine
selbstbewusste Frau die weiß was sie will und sich im Klaren ist was sie keineswegs
will. Ich liebe und lebe mein Leben nach meinen Wünschen und Vorstellungen und
es ist nicht nötig sich zu ändern oder formen zu lassen, nur um jemanden zu
gefallen.“
Ein mutiger Schritt in meinen Augen, Chapeau!
Danke fürs lesen und danke das ich es erzählen durfte J
Eure Vicky
Danke für´s teilhaben dürfen
AntwortenLöschenDas musste ich nun doch noch lesen
Liebe Grüße
Danke fürs wach bleiben liebe Ella ;)
LöschenAch du dickes Ei, das war ja eine Begegnung, ein kleiner Judas, der vom Egoismus gesteuert nur nach seinem eigenen Glück strebt und eine Spur hinterlässt, bevor er endgültig weggeht…bzw. gegangen wurde. Ein echter Akt der Befreiung.
AntwortenLöschenKrankhafte Eifersucht mit ausgeprägter Verlustangst ... eine üble Kombination!
AntwortenLöschenFällt mir gerade ein Song von Unheilig ein "Freiheit ... ich will nicht leise sein".